Wer nach dem ersten Teil der noch andauernden Sicario-Reihe das Verlangen hatte, beim Zweiten bitte alles so zu lassen wie es ist, nur den Temporegler etwas anzuziehen und eine Schippe mehr Action drauf zu packen, wird den Zeiten Teil lieben.
Das Dream-Team Denis Villeneuve und Roger Deakins ist zwar nicht mehr an board und ja, das ist schade, wird aber nur Kennern auffallen. Wenn man das Resultat betrachtet, kann hier keines Falls von einem merklichen Manko die Rede sein. Denn hätte man die zwei Großmeister und Stilikonen der Regie- und Kameraarbeit nicht durch Stefano Sollima und Dariusz Wolski ersetzt, hätte es den wohltuenden Tempowechsel möglicherweise nicht gegeben. Sollima, der mitunter für die italienischen Erfolgsmafiaserien „Gomorrha“ und „La Squadra“ (absolute Empfehlungen) verantwortlich ist, bringt seinen eigenen, in den Serien klar erkennbaren, Stil mit ein ohne die, im ersten Teil etablierte, schwere, düstere und spannende Atmosphäre zu ersetzen.
Hat man den ersten Teil nicht gesehen, sollte das zwar unbedingt nachgeholt werden, einfach weil es ein viel zu guter Film ist, um es nicht zu tun, kann man sich aber auch ohne Bedenken den Zweiten ansehen, ohne das Gefühl etwas verpasst zu haben oder mit offenen Fragen sitzen gelassen zu werden.
Bis auf wenige harte Sprünge im Storyverlauf und 1-2 Logikfehler ist die Geschichte spannend erzählt. Es gibt mehrere unerwartete Wendungen, die nicht an den Haaren herbeigezogen scheinen und in den gut durchdachten Storyaufbau passen.
Die Action ist gewohnt hart und realistisch gehalten. Es gibt einfach nur deutlich mehr davon.
Wer aber einen Splatter erwartet wird sicherlich enttäuscht sein.
Josh Brolin wirkt in seiner Rolle diesmal deutlich humorloser und tougher, was angesichts seiner Vergangenheit und der aktuellen Situation absolut nachvollziehbar sein dürfte.
Benicio Del Toro ist, man will schon fast gelangweilt sagen: „Wie immer“ eine Klasse für sich und passt hervorragend in die Rolle des ehemaligen mexikanischen Anwalts, dessen familiäre Situation tragisch durch mexikanische Drogenkartelle beeinflusst wurde und der nun auf seinem Rachefeldzug auch wieder den ein oder anderen Schicksalsschlag verkraften muss.
Jeffrey Donovan ist mir ebenfalls schon im ersten Teil sehr positiv in seiner Rolle als Teil des Antiterror Squads aufgefallen, die er auch hier wieder unaufgeregt souverän spielt. Ihm würde ich im dritten Teil deutlich mehr Screen time wünschen.
Isabela Moner spielt die verzogene und demnach nicht ganz unverdienterweise entführte Tochter eines Kartell Oberhaupt’s und erinnert teilweise stark an Dakota Fanning’s Rolle in Man on Fire.
Fazit:
Wer den ersten Teil als Maßstab setzt und eine gnadenlose Weiterführung des Stils erwartet wird nicht enttäuscht. Die Stilelemente und die Atmosphäre sind geblieben. Sie werden lediglich durch mehr Tempo und Action ergänzt. Fans eines guten Actionfilms werden hier ebenso gut unterhalten wie Solche, die einen spannend erzählten und stark umgesetzten Action-Thriller wertschätzen.
8.5 / 10
Neueste Kommentare